Zum Inhalt springen

Facharzt-Überweisung könnte zurückkehren (6.3.2024)

 

Die "bessere und zielgerichtete Patientenlenkung" klingt als Schlagwort nach einer ja nicht unlogischen Forderung aus dem Gesundheitssystem. Doch schauen wir einmal genauer hin: Was verbirgt sich dahinter WIRKLICH? (Zusammenfassung in einfacher Sprache)

 

https://www.medmedia.at/relatus-med/schlagabtausch-um-freien-zugang-zu-fachaerztinnen/

Zitat: Der Wirbel war programmiert: Ende der Vorwoche erneuerte der Vize-Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) Andreas Huss medial frühere Aussagen, wonach der Zugang zu Fachärzt:innen eingeschränkt werden sollte. Konkret wünscht sich Huss – wie in früheren Zeiten -, dass die Hausärzt:innen für die Zuweisungen zu Fachärzte:innen zuständig sind. Direkte Besuche bei Fachärzt:innen würde er dem entsprechend via e-Card Sperrung einschränken.

 

Okay, jetzt könnte man das einmal rein faktenbezogen betrachten: Wieviele Patienten haben in der letzten Zeit völlig unnötig einen Facharzt kontaktiert, obwohl der praktische Arzt / Hausarzt auch gereicht hätte? Gibt es dazu überhaupt konkretes und belastbares Zahlenmaterial?

Wenn ja: Wo ist es? Her damit! Dann sind auf der Basis Entscheidungen zu evaluieren.

Wobei eines schon merkwürdig erscheint: Wieso sollten Patienten von sich aus und ohne Grund wochen- oder monatelang (wie derzeit oft üblich) unnötig auf einen Facharzt-Termin warten, wenn einem der eigene Hausarzt kurzfristig ohnehin helfen könnte? Tut das wer? Einfach so? Warum? 

Und: Wäre das nicht ein massives Anzeichen dafür, dass das Vertrauen in die Allgemeinmedizin - aus welchen Gründen auch immer - seitens der Patienten nicht groß genug ist? Müsste man dann nicht dort ansetzen?

Aber was lesen wir hierzu? Zitat: Eine junge Allgemeinmedizinerin aus Ostösterreich, die nach wenigen Jahren ihren Kassenvertrag kündigt und eine Wahlarztordination eröffnet. Ihr Fall zeigt die Vorzüge von Wahlärzten, deren Honorare die Patienten mehrheitlich selbst bezahlen müssen: Statt dem vertraglich vorgeschriebenen Mindestsoll an 20 wöchentlichen Ordinationsstunden, das für Kassenärzte gilt, hat sie als Privatärztin nur 15 Stunden geöffnet. Sie kann selbst entscheiden, wie viele Patienten sie aufnimmt, muss keine Bereitschaftsdienste am Wochenende schieben und ist in ihrer Honorargestaltung frei. In ihrem Fall bedeutet das: 40 Euro pro angefangener Viertelstunde, Leistungen wie Blutabnahmen oder EKGs werden extra verrechnet. Bei solchen Tarifen kann man es sich leisten, jedem Patienten mehr Zeit zu widmen. In einer durchschnittlichen Stunde betreut die Ärztin zwei Kranke, als Kassenärztin waren es dreimal so viele.

Und in DEN 10 Minuten pro Kassenpatienten erbringt sie - als nicht speziell ausgebildete Allgemeinmedizinerin - dieselbe qualitative und quantitative Leistung wie ein ausgebildeter Facharzt??? 

Weil sonst würde es ja bedeuten, dass die Gesamtbelastung des Gesundheitssystems aus der angedachten Veränderung nicht sinkt, sondern steigt

Denn: Dann wäre vor dem Facharztbesuch noch der Hausarzt-Besuch erforderlich. Und BEIDE wären beschäftigt. Die Kosten des Gesamtsystems würden STEIGEN, und nicht SINKEN.

Außer: Der Facharztbesuch würde entfallen - obwohl er ja eigentlich erforderlich wäre!

Ist so etwas denkbar? Bei Hippokrates und so weiter?

Aber ja! Gerade die Entwicklungen der letzten Zeit haben leider bewiesen, was "alles geht". Über Druck der übergeordneten Instanzen.

Und wer profitiert daraus? 

Natürlich einmal eine ÖGK, die uns eigentlich ursprünglich bessere Leistungen aufgrund der erzielbaren Einsparungen versprochen hat (Stichwort: Patienten-Milliarde). Und die so als Verbesserungen nie gehalten wurden.

Und andererseits natürlich Privatpatienten, die sich "ihre Gesundheit" leisten können - denen unliebsame terminliche Konkurrenz bei Fachärzten aus dem Weg geschafft wird!

Wären maßgebliche Einsparungen im Gesundheitsbereich auch auf anderem Weg möglich?

Würde man bedarfsgerecht planen - oder keine Akten für den Nachfolger shreddern - oder strukturelle Probleme endlich angehen - oder die Ausbildung optimieren: Wir glauben schon!

Falls man uns konkret fragen sollte, wo denn große Einsparungspotentiale im Gesundheitsbereich wären: Vielleicht dort, wo auch der Rechnungshof festgestellt hat, dass für alle COVID-19-Tests bis Ende 2022 insgesamt Kosten von mindestens 5,2 Mrd. Euro angefallen sind, aber massive Mängel in der Koordination und Durchführung zu verzeichnen waren - und: Bei der Impfstoffbeschaffung vermisste der Rechnungshof aktenmäßig dokumentierte Bedarfsberechnungen auf Basis nachvollziehbarer Annahmen und eine klare Regelung der Zuständigkeiten. Echt jetzt?

Und - ZitatDie ehemalige FPÖ-Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein soll nach dem Platzen der türkis-blauen Regierung im Jahr 2019 im großen Stil Akten aus ihrem Ministerium vernichten haben lassen. Das geht aus Unterlagen hervor, die dem U-Ausschuss zum „rot-blauen Machtmissbrauch“ übermittelt wurden und über die APA und „Standard“ gestern berichteten. Aus einer Mail eines Beamten vom Mai 2019 an zwei Kollegen des Gesundheitsministeriums geht laut APA hervor, dass er eine Kabinettsmitarbeiterin der ehemaligen Ministerin kontaktiert hat, „um Papierunterlagen unter Verschluss in Archivschachteln ans Staatsarchiv zu verpacken“. Und: „Dabei stellte sich heraus, dass sämtliches Papier der Büros im Kabinett der FBM (Frau Bundesministerin, Anm.) im großen Stil vernichtet wurde. (Datenschutzcontainer entsorgt)“, heißt es in der Mail.

Wieder einmal: Echt jetzt?

Reden wir dabei gar nicht vom (wirklich unbegründeten?) Verdacht, hier wären Unterlagen vernichtet worden, die besser nie das Licht der Öffentlichkeit erblicken sollten! Wieso muss ihr Nachfolger-Kabinett als Bundesministerium punkto Wissensstand quasi wieder bei Null anfangen? Und was kostet das dem Staat und System - also uns Steuerzahler?

Aber dann sparen wir bei Fachärzte-Zuweisungen für Kassenpatienten - bei unserer eh immer noch hohen Mortalität?

Neuerlich: Echt jetzt???