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Forschung in Fesseln vs. entfesselte Forschung (1.12.2008)

Hier war die Rede davon, dass wir zwei Katastrophen als gesamte Spezies nicht überstehen würden: Die soziale und die ökologische.

Eine dritte Bedrohung hat sich spätestens seit den ersten Kernspaltungsversuchen still und leise hinzugesellt: Es ist die Forschung, die in Gebiete mit immer höherer Brisanz vordringt.

Schließlich macht es einen gewaltigen Unterschied aus, ob einem durch falsche Berechnung des Drucks ein Dampfbehälter um die Ohren fliegt, oder ob man bei der Kernspaltung oder -fusion eine Kleinigkeit übersieht!

Es stimmt schon: Ohne Forschung kein Fortschritt.

Streifen wir nur nebenbei die Frage, ob jeder Fortschritt ein Fortschritt war - oder ob sich manche Technologie später als Bedrohung oder zumindest als Hemmnis für die Entwicklung in die tatsächlich richtige Richtung entpuppt hat.

Betrachten wir es einmal nüchtern: Die breite Nutzung der Verbrennungsmotoren hat uns zuerst unglaubliche Mobilität beschert - aber führte uns hinsichtlich der natürlichen Ressourcen unseres Planeten und bezüglich Ökologie in ein globales Debakel, das noch für viele Generationen Auswirkungen haben wird. Die Atomkraft als Energielieferant ist dabei, ähnliches zu tun - und blockiert die Investition in viel zielführendere Alternativen.

Schon diese "Nebeneffekte" der Forschung sollten uns die Augen öffnen!

Ich spreche jetzt noch gar nicht vom Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft, von der Frage "Handystrahlung schädlich: Ja oder nein?", der Entwicklung von ABC-Kampfstoffen, und so weiter. Übrigens nenne ich diese auf den ersten Blick so unterschiedlichen Themen bewusst in einem Atemzug.

Sind daher solche, die sich gegen eine entfesselte Forschung wehren, als bloße Hosenscheisser oder Maschinenstürmer abzutun?

Die Wissenschaft begibt sich seit geraumer Zeit auf Gebiete, in denen nicht bloß die Langzeitfolgen der Entwicklungen zuwenig bedacht oder - schlimmer noch - im Auftrag bzw. gegen Bezahlung verniedlicht oder totgeschwiegen werden (siehe oben), sondern wo schon die Spontanfolgen nur auf Spekulationen beruhen. Und das in Dimensionen, die jegliche menschliche Vorstellungskraft übersteigen.

Sie agiert in Bereichen, in denen "menschliches Versagen" keine billige Ausrede und schnoddrige Entschuldigung mehr ist, sondern zur Entscheidung über Sein oder Nicht-Sein wird.

„Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt explodiert, wird die Stimme eines Experten sein, der sagt: 'Das ist technisch unmöglich!'“ (Peter Ustinov)

G.K., 1.12.2008