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Die Winnetou-Debatte (26.8.2022)

 

https://orf.at/stories/3282707/

Zitat: Hella Brice, die Witwe des legendären Winnetou-Darstellers Pierre Brice, tritt Rassismusvorwürfen gegen den Schriftsteller Karl May entgegen. „Ich kann diesen Vorwurf überhaupt nicht nachvollziehen“, teilte die 73-Jährige heute der dpa mit. „Wäre Karl May rassistisch gewesen, hätte er Winnetou und Old Shatterhand wohl kaum Blutsbrüderschaft schließen und Seite an Seite für das Gute kämpfen lassen.“

 

Ein Thema, das in mir (Kandidat der DA zur Bundespräsidenten-Wahl) schon lange "umgeht" -  und es ist mir, Entschuldigung, vollkommen wurscht, ob es opportun ist, gerade in so einer Zeit so ein heißes Eisen anzugreifen: Was gesagt sein soll, das gehört gesagt - egal wann, und egal ob es Stimmen kostet oder sonstwas!

Natürlich sind die Geschichten Karl Mays eben Erfindungen. Ja, ... und was gibt es NEUES?

Selbstverständlich werden die tatsächlichen Begebenheiten um die indigenen Völker Amerikas VIEL tragischer gewesen sein, als es die ausgedachten Geschichten Karl Mays darstellen! In dem "Kara Ben Nemsi"-Erzählungsteil ja ganz genauso! Denn was wäre im Vergleich zum Rest an DIESEM Teil der Romanserie wahr?

Ja, klar könnte man aus den Büchern heraus sagen: Das ist bloß ein "G'schichtl". Stimmt! Nur: Was aus unserer Literatur und "Erzählung" ist das denn NICHT?

Wollen wir bei der Bibel anfangen? Bei der Schöpfungsgeschichte zum Beispiel? Der Sintflut samt Arche Noah? Den 10 Geboten? Und, und, und ...?!

Natürlich, Karl Mays Erzählungen haben auch mich als Jugendlicher geprägt.

Rassistisch? Dass die "tragische Geschichte der Indianer eh nicht so schlimm war"?

Nein, dass Edelmut wichtig ist, für die gerechte Sache zu kämpfen, dass Freundschaft auch über die Hautfarben hinweg möglich ist - und es eben NICHT auf DIE ankommt. Dass es auf DIE überhaupt nicht ankommt - sondern auf Denken, Fühlen und Handeln, ausschließlich, einzig und allein!

Sollen wir deswegen Winnetou verbieten?

Klar ist mir auch als Jugendlicher aufgefallen, dass die Deutschstämmigen immer "die Guten" waren - und ich mich gefragt habe, warum.

Klar hat mich auch früher schon irritiert, dass es bei den "10 kleinen Negerlein" ja kein Ersatz sein kann, dass dem letzten Verbliebenen seine Frau 10 NEUE "kleine Negerlein" gebracht hat. Denn die anderen Geschwister sind ja vorher gestorben. Und KEINER kann "Ersatz" für einen anderen sein! JEDER von uns ist UNERSETZLICH!

Das bekommst mit, auch als Kind.

Genauso wie der "Struwwelpeter" mit seinen Erzählungen als blanke Horrorgeschichte in den Köpfen von Kindern landet. Soll man ihn deswegen aus der Welt und Erinnerung schaffen - oder bewusst thematisieren, wie "Erziehung" früher funktioniert hat? Sollen wir aus der Vergangenheit lernen - oder tun wir sie einfach weg? In Bausch und Bogen ...

In welchem Bausch und Bogen überhaupt?

Zugegeben, ich war verwirrt über die Diskussion z.B. zum Begriff "Neger" - weil ich als Kind noch gelernt habe, dass DAS der korrekte, respektvolle Begriff für schwarzhäutige Menschen ist. Und "Farbiger, Schwarzer, ..." und so weiter die Abwertungen sind. Und siehe da, meine Erinnerung hat mich nicht wirklich getäuscht. Wer hätte damals mitbekommen, dass die weitergeführte Begrifflichkeit im Duden auf die ursprüngliche Rassenklassifizierung der Nationalsozialisten zurückgeht?? Zitat: Das Wort „Neger“ hat sich in Nutzung und Bedeutung der früheren Bezeichnung schwarzer Personen vor allem im Verlauf des 20. Jahrhunderts gewandelt und verschwand mehr und mehr aus der Alltagssprache. Haben wir die Menschen dieser Hautfarbe damals beleidigen wollen? Wollen wir es HEUTE?

Kommt es nicht auf den Sinn und die Wertschätzung an, die wir den Handlungen geben?

Was bringt es, wenn wir penibel jede "abwertende" Bezugnahme aus der Vergangenheit flächendeckend ausradieren (verbieten Negerküsse und benennen den Zigeunerbaron um etc.), die Menschen aber heute immer noch wie - Entschuldigung - Scheisse behandeln?

Wäscht uns die Vergangenheitstilgung rein - oder betreiben wir nur historische Symptompflege, um lediglich davon abzulenken, dass wir in der Gegenwart so weitermachen wie bisher?

Im Vergleich zu tragisch umgekommenen 9 von 10 kleinen Negerlein sind "geschlossene Fluchtrouten" um keinen Deut besser! Nur dass das eine ein "Gschichtl" ist, das andere aber schreckliche Wirklichkeit ...