Zum Inhalt springen

Wie die Omikron-Welle verlaufen ist (29.4.2022)

 

https://orf.at/stories/3262718/

Zitat: Erstmals liegen Zahlen vor, wie sich die Omikron-Welle in Österreich ausgewirkt hat. Auf den ersten Blick mild: Prozentuell mussten laut Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) weniger Menschen ins Spital als bei vorherigen Coronavirus-Varianten. Bei jenen Patientinnen und Patienten, die ins Krankenhaus eingeliefert wurden, blieb die Sterberate aber hoch.

 

Bleiben wir einmal bei dem, was den ORF-Konsumenten hier als Heraushebung für die jüngste Omikron-Welle ins Gehirn gepflanzt wird: Zwar mussten prozentuell weniger Menschen ins Spital als bei früheren Varianten - aber bei denen blieb die Sterberate hoch.

Richtig? Oder lesen Sie hier etwas anderes?

Das schaut schon etwas anders aus, wenn man den Beitrag im Langtext liest - doch kann ein erfahrener Journalist damit rechnen, dass sich das die wenigsten antun.

Da findet man z.B. - Zitat:  Gegenüber der Delta-Welle zeigte sich in der Omikron-Welle laut dem aktualisierten Factsheet der GÖG ein Rückgang der Hospitalisierungsrate um 65 Prozent bzw. um 81 Prozent auf Intensivstationen.

Na schau, da sieht man doch etwas genauer, was unter "Hospitalisierungen waren es halt weniger" in etwa zu verstehen ist.

Aber die Todeszahlen waren halt bedenklich, bei den Hospitalisierungen ...

... mhm, bezogen auf Angaben zum JÄNNER 2022 (obwohl in den Angaben des Factsheets offenbar auch schon relevante Zahlen zum Februar 2022 vorgelegen haben)!

Wobei man aus den Fallzahlen, Daten zu den Hospitalisierungen (Normalstation und Intensivpflege) sowie den Todesfällen sieht, dass sich die Omikron-Welle erst so richtig ab Mitte Jänner 2022 in diesen Werten ausgewirkt haben kann. Gerade bei Hospitalisierung, Intensivpflege und Todesfällen muss sich in diesem Zeitraum allein schon durch die zeitversetzten Effekte, wie wir von Peter Klimek und Dorothee von Laer ja brav gelernt haben, noch ein hoher Anteil an Delta-Rest in den Fallzahlen befunden haben.

Geht der ORF-Bericht darauf ein? Oder das Factsheet?

Lesen Sie selbst nach!

Aus unserer Sicht findet hier zu Omikron eine bewusste Verunsicherung / Verängstigung und Irreführung der Leser statt. Zitat: 73.301 Spitalsaufnahmen von Pandemiebeginn bis Ende Jänner standen 1,88 Millionen Infektionen gegenüber. Das ergibt eine Gesamthospitalisierungsrate von 3,9 Prozent – im Jänner 2022 allein waren es 0,7 Prozent. Die Sterberate blieb bei der Omikron-Variante hoch: Anfang des Jahres lag sie bei 8,1 Prozent der Hospitalisierten, auf Intensivstationen starben sogar 27,4 Prozent an Omikron.

Nehmen Sie diese heute gezogenen Screenshots vom Dashboard der AGES und machen Sie sich selbst ein Bild!

Screenshot AGES-Dashboard 29.4.2022

 

Screenshot AGES-Dashboard 29.4.2022

 

Screenshot AGES-Dashboard 29.4.2022

 

Screenshot AGES-Dashboard 29.4.2022

 

Aber wir sollten vor allem auch zum Thema "wegen oder mit Corona eingeliefert, verstorben ..."  noch genauer hinsehen!

Was meint der ORF-Bericht dazu? Zitat: Wie aus den Daten hervorgeht, hatten nur noch rund 70 Prozent der hospitalisierten Covid-Patienten Covid als Hauptdiagnose. Das lag deutlich unter dem entsprechenden Anteil in der Delta-Phase (Aufnahmen von Juli bis Dezember 2021) von 78 Prozent der Kodierungen im Spital und 83 bis 88 Prozent laut Expertenschätzung. Bei höheren Inzidenzen sei es aber „durchaus logisch“, dass bei einer Hospitalisierung aufgrund einer anderen Erkrankung oder Verletzung auch das Coronavirus nachgewiesen wird, sagte Trauner.

Wobei allein schon die Diskrepanz zwischen "Kodierungen im Spital" und Expertenschätzung aufhorchen lässt.

Aber vor allem bietet sich dazu ein Blick über Österreichs Grenzen an. Was schreibt dazu zum Beispiel das dänische Statens Serum Institut (SSI)? Zitat: With the spread of the Omicron variant and the advancement of booster vaccination efforts in Denmark as from late 2021, COVID-19 transmission and morbidity have changed character. As the population sees a rise in the number of cases, many of which are less serious, an increase is seen in the share of deaths incorrectly recorded as having occurred “due to” COVID-19 rather than “with” COVID-19. Therefore, the daily figures describing 30-day COVID-19 deaths have become less accurate than previously. ... The report confirms the pattern by showing that more people now die “with” COVID-19 than “due to” COVID-19 as high case numbers are being recorded due to the spreading of the Omicron variant. 

 

Quelle: Statens Serum Institut (SSI)

 

Doch wenn Sie jetzt vermuten, dass in Dänemark insgesamt die Sterblichkeitszahlen durch die Decke gehen: Laut EuroMOMO weit gefehlt!

Screenshot EuroMOMO

 

Haben wir hier in Österreich ein anderes Omikron?

Denn nur aus einem (auch nicht so gewaltig hohen) Impfstatus-Unterschied zwischen Dänemark und Österreich lässt sich dieser unterschiedliche Effekt nicht erklären. Noch dazu wo unsere Risikogruppen in Österreich ja nach Angabe derselben GÖG eine hohe Durchimpfungsrate haben.

Apropos! Eine nicht unerwartete Aussage der Gesundheit Österreich GmbH - Zitat: Wie sich die Impfung in der Omikron-Welle ausgewirkt hat, kann Trauner derzeit noch nicht sagen, eine Auswertung stehe noch aus. 

Wie überraschend!

Auch das aktuelle Factsheet ist als Gesamtdokument übrigens höchst lesenswert! Zum Beispiel - Zitat: In Relation zu allen bis Ende Februar 2022 verstorbenen COVID-Patient:innen wurden 25 % auf ICU und 45 % ausschließlich auf Normalstationen gepflegt. Die verbleibenden knapp 30 % verstarben außerhalb von landesfondsfinanzierten Krankenanstalten.

Vielleicht auch etwas, worüber man einmal genauer nachdenken sollte!

Und - Zitat: Durch einen Abgleich des EMS mit der durch die Statistik Austria geführte Todesursachenstatistik kam es zur retrospektiven Nacherfassung von mehr als 3.000 COVID-19-Todesfällen für das Jahr 2021. Es ist davon auszugehen, dass bei einem großen Anteil dieser Todesfälle COVID-19 nicht als Grundleiden codiert wurde, weshalb diese Todesfälle weiterführenden Analysen zugeführt werden. Gegebenenfalls kann es hier noch zu Bereinigungen kommen, weshalb die Analyse der Todesfälle und Sterbeorte mit entsprechender Unsicherheit behaftet ist.

Schau, schau!