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Wahlsieger SPÖ hat alle Optionen (29.4.2025)

 

Bürgermeister Ludwig hat über das Ergebnis der Wienwahl vom vergangenen Sonntag gut lachen! Seine Taktik ist voll aufgegangen und spielt ihm punkto neuer Mandatsverteilung im Wiener Gemeinderat in die Hände. Aber unsere kleine Analyse samt darauf aufbauender Prognose zeigt, warum das nicht gleichzeitig auch für die SPÖ gilt. Und schon gar nicht für die Wienerinnen und Wiener. (Zusammenfassung in einfacher Sprache)

 

https://wien.orf.at/stories/3302942/

Zitat: Die SPÖ hat die Wien-Wahl gewonnen und bleibt trotz leichter Verluste klar die Nummer eins. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hat nun die Wahl zwischen drei Partnern. Er ließ sich aber noch alle Optionen offen.

 

Der alte und wohl auch neue Bürgermeister Wiens lacht auf dem Bild im verlinkten Bericht aus vollem Halse. Und man kann es ihm nicht verdenken!

Hätte er doch bei der am 27.4.2025 stattgefundenen Wienwahl von den Bürgern schwer abgestraft werden müssen - wenn man die momentanen Probleme in der Stadt betrachtet, besonders das trotz der weiterhin fehlenden Lösungen inzwischen aufgehäufte enorme Stadt-Defizit (wie auch im ZIB2-Interview vom 31.3.2025 offen zugegeben). Stattdessen ist nach endgültiger Auszählung für den Gemeinderat ganz Wien rot!

Wie kann das denn sein?

Vor allem wenn man die aktuelle Umfrage zur Veränderung bei der Lebensqualität betrachtet - diesmal nicht bei entsandten Managern von internationalen Unternehmen (wie sonst gerne bemüht - aber selbst hier ging 2024 Platz 1 verloren), sondern endlich wieder einmal bei einfachen Bewohnern der Stadt - Zitat: Aktuell gaben 58 Prozent aller Befragten an, dass Wien alles in allem eine sehr lebenswerte Stadt ist. Vor fünf Jahren waren dies noch 74 Prozent, trotz der damals anhaltenden COVID-Pandemie. Von der anderen Seite her betrachtet gaben aktuell 37 Prozent an, dass Wien an Lebensqualität verloren hat. Vor fünf Jahren waren es aber nur 25 Prozent.

Na ja, an sich ist das Wahlergebnis dennoch leicht erklärbar - haben sich doch drei von vier Rathausparteien dabei geradezu überschlagen, sich als nächster oder weiterer Juniorpartner der SPÖ für die Stadtregierung anzubiedern: NEOS, GRÜNE und ÖVP. Man hatte also in der Wahlzelle diesbezüglich nur die Entscheidung offen, ob man "gleich den Ludwig" wählt - oder "eigentlich eh auch den Ludwig" - oder "selbst da wieder den Ludwig" - oder "bei dem Kreuzerl erst recht den Ludwig". Super!

Aber nicht nur das: Teil der Anbiederung dieser Parteien war, zu keinem wirklich größeren Anliegen der Bürger dem potentiellen Zukunftspartner ans Bein zu pinkeln oder sonst tatsächlich relevant in die Quere zu kommen. Was die Menschen zu spüren bekommen haben, da sie über weite Strecken von der Stadtpolitik quer über alle Farben völlig allein gelassen wurden! Was sich umgekehrt wiederum in den Wahlergebnissen für diese Parteien niedergeschlagen hat, vor allem aber in der Wahlbeteiligung.

Halt! Da gibt es ja auch noch die FPÖ! Eine Partei also, von der klar war, dass der Bürgermeister nicht mit ihr koalieren wird. Die müsste dann ja alle verbliebenen Sympathien abgesahnt haben. Hätten sie können - theoretisch.

Aber praktisch haben sie nicht nur gerade erst in den Verhandlungen über eine neue Bundesregierung bewiesen, dass mit ihnen buchstäblich kein Staat zu machen ist. Nein, viele Menschen ohne relevanter Demenz werden sich auch noch an die Zeiten von Türkis-Blau oder manche sogar bis zurück an Schwarz-Blau im Bund erinnern. Also nicht nur an das Ende mit Schrecken auf einer Ibiza-Couch und einen Vizekanzler im Unterleiberl - was wohl weniger gestört hätte, aber leider auch mit charakterlich heruntergelassenen Hosen. Weit über diese Couch hinausgehend ...! Wieso so jemand dann tatsächlich noch einmal kandidiert, statt sich lebenslang zutiefst im hintersten Wald zu verkriechen, das bleibt ohnehin unergründlich. Und zurückblickend auf Schwarz-Blau hat z.B. der damalige Finanzminister aus dieser Regierung gerade erst den rechtskräftigen Schuldspruch des Obersten Gerichtshofs zugestellt bekommen. Gut, beides ja nicht direkt oder nicht mehr die FPÖ von heute. Man hat da ja von dem allem damals nichts mitbekommen, ... womit schon einmal jedwede relevante Kontrollfunktion durch diese Partei und ihre Politiker ausscheidet!

Außerdem kommt da noch hinzu, dass die anscheinend einzige Kernkompetenz der FPÖ darin liegt, zu polarisieren und ebenso blind wie pauschal gegen Zuwanderer zu hetzen. Klar ist, dass es auch in diesem Bereich einige Probleme zu lösen gibt. Aber man versagt als breit wählbare Kraft, wenn man aus allem und jedem versucht, ein "Ausländer-Thema" zu machen. Sofern man es überhaupt aufgreift, und das Gebiet einem nicht zu hoch ist. Wer nur einen Hammer hat, für den ist eben alles ein Nagel!

Weswegen die FPÖ zwar bei dieser Wahl wieder deutlich zugelegt hat, aber immer noch um 55.756 Stimmen hinter dem Ergebnis von 2010 liegt. Und gegenüber 2015 sowieso nur knapp über der Hälfte der damals erhaltenen Stimmen. Ein stetiges Auf und Ab - je nachdem, ob an einer Regierung beteiligt oder nur Schreier von außen. Aber das Stimmenniveau insgesamt nimmt hier offenbar ab. Was aus Wählersicht sehr verständlich erscheint.

Was gab es sonst noch?

Strache: Ernsthaft?

KPÖ/LINKS: Die werden wohl selber ergründen können, warum nicht mehr aus der Situation geworden ist - obwohl sie ähnliches hätten vollbringen können, wie ihnen in Graz und Salzburg gelungen ist.

Sonstige (SÖZ, HERZ, PRO): Mangels wienweiter Kandidatur sowieso ein aufgelegtes chancenloses "stürzt und scheidet aus".

Wie sieht das denn bei der SPÖ aus?

Von einem stetigen Auf und Ab kann hier nicht die Rede sein! Betrachtet man die Ergebnisse der Wienwahl von 2010, 2015, 2020 und 2025, dann ergibt sich ein stetiger Sinkflug - sowohl von den erhaltenen Stimmen her, als auch prozentuell im Verhältnis zu den Wahlberechtigten:

2010: 334.757 (29,25 %)
2015: 329.772 (28,85 %)
2020: 301.967 (26,65 %)
2025: 268.514 (24,19 %)

Besonders dramatisch haben sich hier die Stimmenverluste seit der Amtsübernahme von Bürgermeister Dr. Ludwig entwickelt:

2015 im Vergleich zu 2010: - 4.985
--------------------------------------------------------- Bürgermeister: Dr. Ludwig (Mai 2018)
2020 im Vergleich zu 2015: - 27.805
2025 im Vergleich zu 2020: - 33.453

Während seiner bisherigen Amtszeit hat Bürgermeister Dr. Ludwig also insgesamt 61.258 Stimmen verloren - und der Trend scheint sich eher weiter zu beschleunigen. Auf der Basis von jetzt nur mehr 268.514 Stimmen für die SPÖ und den Wiener Gemeinderat.

Was wird er also nun weiter tun? Probleme lösen und Stimmen für die SPÖ bei den nächsten Wahlen wieder zurückgewinnen?

Quatsch, der Mann hat ein massives - vielleicht gar nicht so ungelegen kommendes - Budgetproblem!

Außerdem ist er selbst bei der nächsten Wienwahl ohnehin schon in Pension.

Weiter sparen wird bei der erodierenden Infrastruktur - insbesondere im Bereich des öffentlichen Verkehrs und im Gesundheitswesen - schwer gehen bzw. nur in Teilbereichen möglich sein. Also wird die Stadt Wien wohl - schweren Herzens natürlich - die letzten verwertbaren Assets zu Geld machen.

Was fällt einem da gleich zuerst ein? Der Wiener Gemeindebau, einstiges Gebiet von Doktor Ludwig als Wohnbau-Stadtrat!

Ein Zufall, dass Wiener Wohnen organisatorisch schon längst unter das verantwortbare Existenzminimum zurückgefahren wurde?

Ein Zufall, dass ausgerechnet der Ex-Bundeskanzler - trotz zahlreicher lokaler Pleiten solcher Gesellschaften in letzter Zeit - gerade eine Immobilienfirma gründet?

BUWOG 2.0? Aber nicht doch! Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Es gilt für bloß Prognostiziertes ja noch nicht einmal die Unschuldsvermutung. Gleiches dafür, dass das alles schon von langer Hand vorbereitet sein könnte - und sich halt jetzt "ohne jedwede Brösel" auch politisch locker ausgeht.

Die NEOS werden für solche Sanierungsvorhaben des Stadtbudgets unter dem Slogan "mehr privat statt Staat" wohl ein ebenso williger Partner sein, wie die schwer marode ÖVP. Und schenkt man den GRÜNEN weitere -zig Kilometer ziemlich sinnbefreiter Radweg-Gestaltung, dann machen wohl auch die im Gegenzug gute Miene zum bösen Spiel. Wenn sie im anstehenden Koalitionspoker gegeneinander überhaupt irgendeine Relevanz bekommen. Und bis zu den nächsten wichtigen Wahlen ist es jetzt zum Glück eh ziemlich lange hin.

Apropos! Über eine Wählbarkeit der SPÖ nach so einer Umsetzung müsste man sich keine großen Gedanken mehr machen. Könnte dem Herrn Doktor Ludwig aber eventuell ziemlich egal sein.

Nicht egal wäre das sicher den Wienern und vor allem Mietern im Gemeindebau - vor allem punkto langfristiger Verträglichkeit der Mieten.

Aber was soll man machen?

Na ja, sieht man sich die Zahl derer an, die diesmal nicht oder ungültig gewählt haben (428.128), dann sind das um 20.853 mehr, als die beiden Erstplatzierten SPÖ und FPÖ bei dieser Wahl zusammengerechnet haben!

Nur machen muss man halt als Bürger und Wähler in einer Demokratie etwas - etwas Gescheites, statt zu resignieren oder wieder nur seufzend das anscheinend kleinste Übel anzukreuzen ...