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Ukraine: Russland hat „großangelegte Invasion“ gestartet (24.2.2022)

 

https://orf.at/live/5100-Selenski-ordnet-Generalmobilmachung-an/

Zitat: Russland hat in der Nacht einen Großangriff auf die Ukraine gestartet – inzwischen sollen sich die Kämpfe fast auf das ganze Land erstrecken.

 

Es fällt einem wirklich schwer, in so einer Situation auch nur irgendeinen Kommentar zu schreiben. Weil einem halbwegs empathisch veranlagten Menschen das Grauen die Sprache raubt.

Genau genommen fängt es schon dort an, dass Krieg, Gewalt und Tod jetzt eben wieder dorthin gerückt sind, wo es "einen selber auch irgendwie betreffen könnte". Vorher - ob in Zentralafrika, Syrien, Afghanistan, Armenien, Georgien, Myanmar oder sonstwo weit weg war uns ein ähnliches Leid vollkommen egal. Im Gegenteil: Da waren Flüchtlinge von dort besser welche, die man statt über den Landweg halbwegs sicher weiterbringen besser still und leise im Mittelmeer ersaufen ließ. Als Friedensnobelpreisträger Europäische Union oder österreichischer Jung-Bundeskanzler, stolz darauf "den Landweg für Flüchtlinge geschlossen zu haben".

Jetzt aber sind wir wieder tief des Mitleids - weil eben als Problem nahe genug, wo doch Bregenz weiter weg ist als die gewaltsame Krise.

Natürlich ist das Mitleid auch berechtigt (was es bei den anderen genauso gewesen wäre) - und schon da wird es spannend, wie sehr wir uns den Unterschied zwischen "militärischen Verlusten" und "zivilen Opfern" aufdrücken lassen. Als ob Soldaten keine Menschen wären - oder z.B. "zivile Familien" hätten! Ehrlich: Geht's uns eh noch gut? Das sind Väter, Söhne, Brüder, ja auch Töchter, Schwestern, ... Verwandte, Freunde, Nachbarn - und haben sich wohl allesamt nicht verdient, für diesen Scheiss frühzeitig ins Gras zu beißen oder verletzt zu werden.

Noch schwieriger wird es, wenn wir über den oder die Verursacher sprechen. Der Herr Putin - ein Wahnsinniger? Na sicher nicht. Ein eiskalter und gewissenloser Stratege allemal - no na, KGB! Aber es wäre höchst verwunderlich, hätte er sich nicht vorher versichert, dass die anderen Großmächte dabei auch nur halbwegs die Füße still halten. Was ja auch brav passiert. Die NATO spricht von "zusätzlichen Schritten, um die Abschreckung und Verteidigung im gesamten Bündnis weiter zu verstärken. Alle Maßnahmen seien und blieben aber präventiv, verhältnismäßig und nicht eskalierend“. Brav - und wohl auch gar nicht anders möglich, um nicht das nukleare Armageddon auszulösen.

Die selbst ernannte Großmacht EU beschränkt sich auf "scharfe Sanktionen" - z.B. russische Konten einzufrieren (höchst selektiv übrigens), Nordstream 2 zu kippen (das sowieso niemand hätte voll nutzen können ohne den katastrophalen Klimawandel endgültig für vollzogen zu erklären) oder z.B. das Champions-League-Finale zu verlegen. Wow!

China macht auf "nicht so wichtig".

Und die, die wirklich die Hand an den russischen Hoden hätten - finanziell nämlich, die Schweizer - sind neutral wie immer, und daher aus dem Spiel. Oooooooodddrrr?

Also was?

Und hierzulande? Zitat: Angesichts der Invasion Russlands in der Ukraine kommt der ab Freitag anstehenden Konzertserie der Wiener Philharmoniker in der New Yorker Carnegie Hall besondere Aufmerksamkeit zu – soll das Spitzenorchester doch unter dem dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nahestehenden Stardirigenten Valerie Gergiev spielen. Na wusch, jetzt geht es wirklich in die Vollen!

Und? Was weiter?

Dieser tragische Konflikt führt uns den gesamten gesellschaftlichen und politischen Handlungsbedarf vor Augen. Die Ohnmacht der internationalen Staatengemeinschaft und einer weniger menschen- und völkerrechtlich als wirtschaftlich orientierten Europäischen Union.

Und das einzige, was wir dazu zusammenbringen ist, wieder einmal diese Augen zu verschließen und uns selber in die Tasche zu lügen. Darüber nämlich, dass es längst an der Zeit ist, gegen solches Unrecht als Gesellschaft gemeinsam aufzustehen und als Reformkraft das möglichst gemeinsam richtig zu stellen, was derzeit komplett aus dem Ruder läuft. Vieles, das aus dem Ruder läuft, und ein schwieriges, gefährliches Unterfangen, dagegen aufzutreten. Gar keine Frage!

Aber allein schon zur Behauptung, dass dieser Schritt Russlands jetzt überraschend gekommen wäre. Ernsthaft? Und dazu hat der ORF bereits seit Tagen einen Live-Ticker eingerichtet, der nur etwas hergibt, wenn sich da auch im halbwegs Stundentakt etwas tut? Keiner hat etwas gewusst?

Nur: WER tatsächlich davon schon gewusst hat, der hat an den Börsen (die ja durch Leerverkäufe immer noch auch Gewinne aus fallenden Kursen erlauben) gerade in den letzten Tagen ein Vermögen gemacht. Egal ob Wissende aus Ost oder West.

Und Energierkonzerne können wohl auch nur einen Grinser bis zu beiden Ohren aufsetzen. Egal ob welche aus fossilen Energieträgern oder Atomkraft. Denn die Abnahme dieser Angebote zu horrenden Preisen scheint auf lange Zeit gesichert (bevor eben die alternativen und nachhaltigen Gewinnungsformen dort den Hahn abdrehen).

Klar kann sich diese Preise kein durchschnittlicher Abnehmer mehr leisten - und müssen diese Energieformen staatlich kräftig subventioniert werden (wie ja jetzt akut gerade auch schon). Aus Steuergeld natürlich - das dann anderswo fehlt: In der Wirtschaft, der Forschung, den Umstiegsszenarien von A nach B und auch den Sozialsystemen. Der Rüstung klarerweise auch. Ein Riesen-Vorteil, den sich die Keyplayer jetzt gerade auch für die Zukunft sichern können. Mit Schritten wie jetzt gerade.

Überrascht?