US-Präsident Barack Obama hat sich in seiner alljährlichen Rede zur Lage der Nation den Wählern als Kämpfer gegen die Wirtschaftskrise und für ein gerechteres Amerika präsentiert. „Millionen Amerikaner, die jeden Tag hart arbeiten und sich an die Regeln halten, verdienen eine Regierung und ein Finanzsystem, die ebenso handeln“, sagte Obama - ein gutes Dreivierteljahr vor der Präsidentenwahl. „Es ist an der Zeit, die gleichen Regeln von oben bis unten anzuwenden: keine Rettungsaktionen, keine Almosen und keine faulen Ausreden.“
https://orf.at/v2/stories/2101434
Für ein gerechteres Amerika, gegen die Wirtschaftskrise, Reiche sollten mehr Abgaben leisten und Schlupflöcher, die es für Unternehmen attraktiv machten, Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern, sollten geschlossen werden ... soso.
Einmal abgesehen davon, dass Barack Obama ein gutes Dreivierteljahr vor der Präsidentenwahl nicht zu den amerikanischen Bürgern, sondern den Wählern gesprochen hat - und es bei einer Arbeitslosenquote in den USA von 8,5 Prozent noch nie einem Präsidenten gelungen ist, wiedergewählt zu werden.
Auch abgesehen davon, dass die Alternative auf republikanischer Seite - sei es Romney oder Gingrich (nomen est ...) oder sonst wer - noch tragischer aussieht.
Nehmen wir einmal - nur theoretisch - an, Obama hätte den Appell und die Absicht einer umfassenden Steuerreform mit höheren Abgaben für die Reichen wirklich ernst gemeint!
Mal ehrlich, glaubt wirklich jemand allen Ernstes, irgendjemand auf der Brücke unserer Titanic wäre mit Argumenten wie "Gerechtigkeit, Ethik, Fairness und Gutherzigkeit" dazu zu bewegen, das Ruder hart anzulegen und radikal auf einen anderen Kurs zu gehen? Die haben doch noch nie etwas von diesen Begriffen gehört. Das kommt alles in ihrer Enzyklopädie nicht vor!
Noch dazu diskutieren die Leute im Ausguck gerade darüber, ob es im Atlantik überhaupt Eisberge gibt.
Gut, uns haben die ersten Ausläufer davon leicht touchiert - und es pieselt auch schon leicht durch die Seitenwand.
Das hat zumindest ausgereicht, damit alle an Bord munter sind.
Na ja, fast alle. Nur den Kapitän hat man leider zu wecken vergessen ...!
Ein dummer Fehler, denn der wirklich große Brocken liegt immer noch vor uns. Von dem ist seit 2008 nichts abgeschmolzen - auch wenn manche davon geträumt haben. Im Gegenteil: Zu Finanz- und Wirtschaftsmisere wurde eine respektable Sozialkrise noch oben drauf gepackt (daher der Name Pack-Eis?). Unser politisches System liegt schräg - global, kontinental und national. Und mit der längst ablaufenden ökologischen Katastrophe liegen 90 Prozent des Eisbergs sowieso unter Wasser.
Also das ist, kurz umrissen, die Bedrohung, der sich unsere Titanic mit Volldampf nähert. Die liegt kerzengerade voraus!
Ein paar vorausschauende Ingenieure diskutieren auch schon darüber, mit wievielen Banknoten man das Leck stopfen wird, ob aus der linken oder rechten Hosentasche, ob in Dollar, Euro oder in welcher Währung auch immer.
Aber das, so meine Prognose, wird das Schiff nicht retten!
Es wird auch nichts nützen, wenn der Erste Offizier ins Nebelhorn blasen lässt, weil dieses depperte gefrorene Ding vielleicht ausweichen könnte. Wird es nicht, mein Wort darauf.
Auch die leichte Schlangenlinie, die der aufgrund des ersten Aufpralls verunsicherte Steuermann fährt, wird uns nicht ausreichend von dem Giganten vor uns wegbringen.
Hinzu kommt, dass der Reeder angeordnet hat, (im wahrsten Sinn des Wortes) noch zusätzliche Kohle aufzulegen, weil man am Ende der Fahrt vielleicht das Blaue Band für die schnellste Atlantiküberquerung gewinnen könnte!
Daher fragt sich mittlerweile, ob die Ruder unseres prächtigen Schiffes überhaupt dazu ausgelegt sind, die Runde um den Eisberg noch hinzukriegen. Und diese Wahrscheinlichkeit wird mit fortschreitender Zeit nicht gerade erfolgversprechender.
Das haben sich ein paar aus der Besatzung offenbar auch schon durch den Kopf gehen lassen und die Rettungsboote gezählt. Zu blöd, dass man der Ansicht war, ein unsinkbares Schiff würde eigentlich gar keine Rettungsboote brauchen. Also sind zu wenige da. Viel zu wenige!
Was also tun?
Na, vorsorglich sperrt man einmal die Ausgänge der zweiten und dritten Klasse zu. Damit man der laut Darwin stattfindenden Auslese der Besten zum Durchbruch verhilft.
Aber blöderweise sind immer noch zu wenige Plätze in den Rettungsbooten vorhanden - vor allem dann, wenn diejenigen Passagiere an Bord, für die Plätze in den Booten verfügbar wären, ihren mitgebrachten Reichtum auch noch zu retten versuchen.
Welches gefährliche Tohuwabohu sich dann an Deck abspielen könnte, wird von Sekunde zu Sekunde immer klarer.
Das Wasser ist saukalt, ein Überleben darin unmöglich - und rettende Schiffe sind weit und breit nicht am Horizont zu entdecken.
Was also tun?
Wäre es da vielleicht nicht ... ich meine, man könnte ja überlegen ... ziemlich blitzartig halt, ... dass es doch recht gescheit wäre, der Steuermann würde unverzüglich - so wirklich, echt - das Ruder hart anlegen, um von dem Giganten vor uns noch irgendwie abzudrehen???
Wäre das nicht gerade im Sinn jener an Bord, die am meisten zu verlieren haben?
Nicht aus Gerechtigkeit, sondern aus reinem Eigennutz?
Denn dann werden wir Lösungen sehen.
ECHTE Lösungen, die heute noch als absurd und vollkommen denk-unmöglich abgestempelt werden.
So wären dann WIRKLICH die Krisen und Probleme der Gegenwart lösbar - die Staatsschuldenkrise, die Wirtschafts- und Finanzkrise, die Frage der Finanzierung des Sozialsystems und insbesondere auch der nötige Infrastruktur-Umbau (in der Energieerzeugung, im Verkehr, in der Industrieproduktion und zur Ressourcenschonung) gegen den ökologischen Crash.
Die Lösungen sind auch finanzierbar.
Aber nicht nach der Art "wie eh immer schon" werden wir die Abwärtsspirale bezüglich Wirtschaftsentwicklung und Kaufkraft stoppen. Auch nicht in der Größenordnung des neuen Euro-Rettungsschirms ESM in voraussichtlicher Billionen-Höhe (das sind Euro-Beträge mit 13 Stellen), den ich aufgrund der momentan offenbar angedachten Konzeption nicht mit "Europäischer Stabilitäts-Mechanismus" übersetze, sondern mit "Euro-Selbstbedienungsladen mit akuter Manipulationsgefahr".
Man kann in ein Fass oben hineinschütten, was und wie viel man will – solange dessen Boden ebenso wenig dicht ist, wie die Erbauer des Gefäßes, rinnt unten alles wieder davon.
Was bedeuten soll: Wir brauchen Lösungen in ganz anderer Struktur, statt „nur so zu tun, als ob“!
Und die bekommen wir nur auf neuen Wegen, nicht über ausgetretene Pfade.
G.K., 25.1.2012
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