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Millionäre, Stifter und Amnestien (30.5. – 1.6.2011)

Österreich bei Millionärsdichte weltweit auf Platz fünf

Die Erholung an den Börsen hat das Vermögen der Reichen im Vorjahr auf 121,8 Billionen Dollar (84,6 Billionen Euro) steigen lassen, zitiert der „Standard“ (Mittwoch-Ausgabe) aus dem „Global Wealth Report“, den die Unternehmensberatung Boston Global Consulting jährlich erstellt.
In Österreich wurden 2010 rund 37.000 Millionäre gezählt, damit liege Österreich auf Platz 31 und somit einen Platz weiter hinten als noch 2009.
Im Segment der Superreichen finden sich in Österreich demnach 297 Haushalte mit einem Vermögen von mehr als 100 Millionen Dollar, im internationalen Vergleich liegt das Land damit auf Platz zwölf. In Relation zur Bevölkerung kommen in Österreich auf 100.000 Haushalte acht Superreiche. Damit belegt Österreich weltweit Platz fünf. Insgesamt stieg das verwaltete Privatvermögen hierzulande um sieben Prozent auf 656 Milliarden Dollar, so die Zeitung.

http://news.orf.at/#/stories/2061371/ - 1.6.2011

 

Stifter wollen Steueramnestie für Schwarzgeld in Liechtenstein

Der Verband österreichischer Privatstiftungen (VÖP) will für Privatstiftungen in Liechtenstein eine steuerliche Amnestie, wenn sich die Stifter bereiterklären, das dort geparkte „schwarze“ Vermögen nach Österreich zu holen und hier künftig zu versteuern.
„Wenn das Kapital zurückgeholt wird und dann ab jetzt hier Steuern gezahlt werden, ist das ein Vorteil für die Allgemeinheit“, argumentiert VÖP-Generalsekretär Christoph Kraus, Vorstandschef der RZB-Tochter Kathrein-Bank, heute bei einem VÖP-Seminar in Wien. „Eine mutige Regierung könnte eine Amnestie machen.“

„Fünf und zehn Prozent Steuer gewünscht“
Sehr viele Stifter wären daran interessiert, ihr Vermögen zu legalisieren und nach Österreich zu bringen, meint Kraus. Das würde auch für den Finanzplatz Österreich im Wettstreit mit Liechtenstein und der Schweiz eine positive Wirkung haben. Vielen Vermögenden fehle aber in Österreich die Rechtssicherheit, wo es seit dem Privatstiftungsgesetz 1993 zahlreiche Änderungen insbesondere im Steuerrecht gegeben habe.
Ganz gratis soll das Schwarzgeld aber nicht reingewaschen werden können. Ein Steuersatz, der für die hereinzubringenden Vermögen noch „attraktiv“ sei, könne zwischen fünf und zehn Prozent liegen. Eine Finanzstrafe dürfe aber bei einer Amnestie nicht verhängt werden. Auch bei einer strafbefreienden Selbstanzeige beim Finanzamt wegen Steuerhinterziehung liege die effektive Belastung bei sieben bis acht Prozent.
Laut VÖP-Generalsekretär Kraus gibt es in Österreich 3.300 Privatstiftungen mit einem geschätzten Vermögen von 60 Milliarden Euro. Er warnte vor einer Verunsicherung der Stifter. Heuer habe es bis Ende April nur elf Neugründungen von Stiftungen gegeben. Inlandsvermögen in Stiftungen würden zunehmend im Ausland veranlagt.

http://news.orf.at/#/stories/2061182/ - 30.5.2011

 

Eigentlich würde dazu ja reichen: "Kein Kommentar!"

Aber ein wenig genauer möchte ich mit dem schon werden, was da so besonders sauer aufstößt.

Also bei einem Nachbarn, der letztens seinen Job verloren hat, ist das verwaltete Privatvermögen im letzten Jahr sicher nicht um 7% gestiegen. Bei einer Mindestpensionistin, die unweit wohnt, auch nicht. Ganz im Gegenteil. Die dürften auch leider nicht zu den 8 von 100.000 gehören, die sich "superreich" nennen dürfen. Und vielen anderen aus den verbleibenden 99.990 Leuten pro 100.000 geht es nicht viel besser.

"Das ist halt so, selber schuld." könnte man sagen. "Hätten's was g'lernt oder wärens - noch besser - reich geboren worden. Dann wären sie heute auch - wie heißt es so schön - Leistungsträger, deren Interessen um jeden Preis zu schützen sind."

Könnte man sagen - wäre da nicht blöderweise auch diese zweite Meldung.

Also heißt es da nicht im Klartext "Wir nicht gerade Armen verlangen einen minimalen Steuersatz für unser zusammen-ge- irgendwas-tes Vermögen und natürlich Straffreiheit, damit wir nicht länger gegen die bestehenden Gesetze verstoßen"? Heißt es das nicht? Ist da nicht jemand "stiften gegangen" statt "gestiftet zu haben"?

Und wo bleibt der Aufschrei der verantwortlichen Politiker und Gesetzeshüter dagegen?

Selbst bei genauem Hinhorchen ist nur das Gesäusel des Sommerwindes zu vernehmen.

Der, der einen drohenden Sturm ankündigt, der gesellschaftspolitisch auf uns zu braust.

Unaufhaltsam!

G.K., 1.6.2011