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Hass im Netz (6.8.2022)

 

https://orf.at/stories/3279752/

Zitat: Nach dem Tod der Ärztin Lisa-Maria Kellermayr ist eine Diskussion über das erst seit 2021 gültige Maßnahmenpaket gegen Hass im Netz aufgekommen. Dieses sollte Abhilfe gegen Hetze und Herabwürdigung im Internet schaffen. Das Justizministerium sieht derzeit keinen Änderungsbedarf, sagt aber: Die Möglichkeiten für Opfer seien zu wenig bekannt. Kellermayr war monatelang mit Hass- und Drohnachrichten aus der Impfgegnerszene konfrontiert gewesen. Wegen der Gewalt im Netz und der hohen Kosten für das Sicherheitspersonal musste sie ihre Praxis in Oberösterreich schließen. Vergangenen Freitag wurde die Medizinerin tot aufgefunden. Die ersten Ergebnisse der Obduktion bestätigten den anfänglichen Suizidverdacht. Der Fall erregte auch international Aufmerksamkeit. In den letzten Tagen wurde insbesondere Kritik an den ermittelnden Behörden laut – aber auch am „Hass im Netz“-Paket. Die Maßnahmen wurden im Winter 2020 im Nationalrat beschlossen und sind seit 2021 in Kraft. Auf ORF.at-Anfrage betonte das Justizministerium, dass das Paket in erster Linie dazu gedacht ist, die von virtuellem Hass und Anfeindungen Betroffenen „schneller und kostengünstiger zu ihrem Recht zu verhelfen“. So sei beispielsweise der Opferschutz durch Prozessbegleitung gestärkt und das Strafrecht angepasst worden.

 

Natürlich, eine ganz heiße Kartoffel, die wir hier angreifen - aber zu dem Fall und Thema gehört doch einiges gesagt!

Zuallererst: So ein Umgang mit Menschen - Hass, Drangsalisierung, Gewalt (und sei sie nur angedroht), Einschüchterung, Diffamierung und Rufschädigung, Herabwürdigung, etc. etc. - geht gar nicht, ist zu Recht strafbar und gehört mit Nachdruck verfolgt. Ganz egal, von welcher Seite und aus welchen Motiven heraus es kommt und gegen wen es sich richtet. Das sind NICHT die Methoden, die in einer Gesellschaft des 21. Jahrhunderts zur Austragung von Differenzen und Konflikten angewendet werden dürfen!

Aber zu dem Fall ist doch noch mehr anzumerken und zu hinterfragen!

War dieser Fall nicht politisch und medial höchst willkommen - weil hier Mitglieder "eines höchst unerwünschten Teils der Gesellschaft" die Grenzen des Erlaubten und Tragbaren deutlich überschritten haben? Und das haben sie, gar keine Frage!

Doch wurde es nicht aus DEM Grund medial breit ausgerollt?

Ungeachtet dessen, dass man den Übeltätern offensichtlich noch nicht ausreichend auf die Spur gekommen war um sie wirkungslos zu machen und sie strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen? Hat man diesen Übeltätern nicht dadurch sogar signalisiert, dass sie bei ihrer Zielperson "wirkungsvolle Treffer" setzen? War es nicht logisch, dass die Unpackbarkeit deswegen nicht aufhören wird, sondern sogar eher noch zulegt?

Hat umgekehrt die nun verstorbene Ärztin ausreichenden Beistand erhalten? Nicht nur behördlich bei der Strafverfolgung (wobei es allein schon anscheinend einiges an Aufarbeitungs- und Verbesserungsbedarf gibt), sondern auch hinsichtlich ausreichender psychologischer Betreuung? Hat man sich darum wirklich gekümmert? Gibt es z.B. spezielle Social Media-Berater für solche Fälle, die hier hilfreich tätig werden können? Brauchen wir solche? Denn offenbar sind auch Prominente mit dem, was da oft auf sie einprasselt - gelinde gesagt - "stark gefordert"!

Nein, das soll jetzt NICHT als Strategie verstanden werden, bloß auf der Opferseite etwas zu tun und die Angreifere machen weiter wie bisher. Ganz im Gegenteil!

Und tragischer Weise ist all das im Fall der oberösterreichischen Ärztin vergossene Milch. Ja, klar, im Nachhinein kann man immer gescheiter sein.

Nur geht es uns darum, in den nächsten Fällen (die wird es leider geben, unabwendbar - aus welchen Anlässen auch immer) nicht WIEDER ERST NACHHER gescheiter zu sein!

Auch bei dem, mit welcher Intensität man die Bevölkerung spaltet und Feindbilder aufbaut - egal ob politisch oder medial. Ja sogar bis hin zum Sport!

Denn ist die Büchse der Pandora einmal offen, dann bekommt man die Übel nur mehr sehr schwer zurück in die Box ...

Zitat: »Die tiefen Gräben haben sich nicht von selbst aufgefüllt, wie viele behaupten«

Natürlich nicht! Wie sollten sie auch?