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Euro nicht mehr existenziell bedroht (25.1.2014)

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https://orf.at/v2/stories/2215551

Zitat: Die existenzielle Bedrohung des Euro durch die Schuldenkrise ist nach den Worten von EU-Währungskommissar Olli Rehn abgewendet worden. Dank der umfangreichen Rettungsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie Deutschlands, Frankreichs und anderer Länder habe 2013 in der Euro-Zone die erhoffte wirtschaftliche Erholung begonnen, sagte Rehn gestern beim Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos.

https://oe1.orf.at/artikel/364559/Davos-Ungleichheit-kuenftig-groesste-Gefahr

Zitat: Das Weltwirtschaftsforum in Davos versucht immer, auch ein "Thermometer" für die nächsten Krisen zu sein. Dieses Jahr war der Bericht eindeutig: Die größte Gefahr ist die wachsende Ungleichheit, sowohl innerhalb einzelner Länder als auch weltweit. In Davos wurde gestern diskutiert, ob diese wachsende Ungleichheit und der Einfluss des Geldes vielleicht auch schon die Demokratie gefährden.

 

Ja, meine Güte, wieso wundert es mich nicht, dass ausgerechnet EU-Politiker auf das Rezept der Verharmlosung, Verniedlichung und Kalmierung setzen, um ja nichts am derzeitigen System ändern zu müssen?

Herr Rehn, der Euro als Währung war nie in Gefahr - weil es sich einmal um ein globales und nicht rein europäisches Problem in Wirtschaft, Finanz, Sozialgefüge und Ökologie handelt (in der Politik ja sowieso). Und darüber hinaus waren und sind ja sowieso alle Betrachtungen, den Euro wieder zu zerlegen, bei rein praktischer Betrachtung illusorisch (praktische Umstellung, Unterlegung der Teilwährungen, Verhalten der Finanzmärkte in der Aufteilungs-Vorbereitung, ...). Aber das alles ist Ihnen ja nicht neu, Herr Rehn, das wissen Sie!

Ebenso wie Sie wissen, dass die Wirtschafts- und Finanzkrise in keiner Weise überstanden ist. Im Gegenteil! Wenn man nichts ändert, an diesem System, dann wird es noch schlimmer werden. Noch viel viel schlimmer - bis zum endgültigen Crash. Nix hat sich erholt, nix wird sich weiter verbessern. Und auch das wissen Sie, Herr Rehn (und alle anderen). Weil man ja an der grundlegenden Wirkungsweise der Mechanismen nichts geändert hat, sondern nur an der Verpackung und der Werbeeinschaltung dafür.

Was man also in Davos leider WIRKLICH diskutiert haben wird - natürlich nicht öffentlich, sondern bei einem Tässchen Tee oder Gläschen Cognac - ist, wie man sich diese immer aufmüpfiger werdenden Leute aus dem Fußvolk wirkungsvoll vom Hals halten kann. Weil diese impertinenten Bürger da unten immer weniger so sang- und klanglos unwidersprochen hinnehmen wollen, dass es nicht nur schon jetzt schlimm ist, sondern sie mitbekommen haben, dass man sie weiter ausbluten muss ("finanzielle Disziplin bei gleichzeitigen Strukturreformen" nennt man das), um ein mathematisch/logisch völlig skurriles Spiel weiter zu betreiben, das - in Wirklichkeit gar nicht existentes - Vermögen in die Taschen der (scheinbar) Superreichen spült. Also wird man wohl verabredet haben, was man sich in nächster Zeit an Ausschaltung von Menschen- und Bürgerrechten vornimmt, welche "leider Gottes notwendigen" Notstandsmaßnahmen man sich traut und vornimmt ... und ähnliches mehr. Darauf weisen ja auch die offen geführten Debatten zu dem Thema hin (... diskutiert, ob diese wachsende Ungleichheit und der Einfluss des Geldes vielleicht auch schon die Demokratie gefährden). 

"Können die Reichen die Politiker kaufen, die sie wollen, die besten Anwälte kaufen und jeden Prozess gewinnen? Können sie Organisationen gründen, die nur ihre Anliegen vertreten? Und können sie Fernsehstationen und Zeitungen kaufen?" 

Also der war gut!

Nur: Die Antwort, liebe Leute, die ICH Euch dazu geben kann, die wird Euch nicht gefallen! Gar nicht kann man sich das daraus resultierende Drama vom Hals halten, gar nicht.

Und dazu braucht man kein Prophet sein. Ja nicht einmal EU-Währungskommissar.

Joseph Stiglitz: "Lincoln sprach von einer Regierung für die Bürger, von den Bürgern, durch die Bürger. Ich schreibe von einer Regierung für die ein Prozent (Rogoff: 0,01 Prozent), von den ein Prozent und durch die ein Prozent." Na ja, kann durchaus sein, dass das eine Prozent an Schein-Profiteuren schön langsam mitbekommt, dass sie sich nicht nur den eigenen Ast absägen, sondern der inzwischen schon fast durch ist. Aber solange sie das eine Prozent in der Politik nicht endlich zur Räson bringen (oder einfach austauschen), bleibt es eben dabei, dass das WEF in Davos immer versucht, auch ein „Thermometer“ für die nächsten Krisen zu sein, wie es in der Meldung so schön heißt. Statt die Krisen nicht zu messen, sondern einfach zu verhindern ...!

G.K., 26.1.2014