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Das braucht die Börse, um wirklich Wohlstand zu verteilen (24.10.2018)

 

https://kurier.at/wirtschaft/das-braucht-die-boerse-um-wirklich-wohlstand-zu-verteilen/400153995

Zitat: Gutverdiener haben alle Aktien, jene mit niedrigen Einkommen so gut wie gar keine. Das bedeutet: Jene, die ohnehin über viel Geld verfügen, scheffeln gute Renditen. Jene, die Renditen brauchen könnten, geben sich mit Sparzinsen zufrieden, die mit freiem Auge kaum wahrnehmbar sind. Christoph Boschan, Chef der Wiener Börse, kann die Veranlagungstaktik der Österreicher nicht nachvollziehen. „Der Kapitalmarkt ist eine Wohlstands-Verteilmaschine“, sagt er. Wenn er das nicht ist, sei das nicht fair in einem Sozialstaat wie Österreich.

 

Also, was will hier der Wiener Börse-Chef Christoph Boschan bei der Steuerreform? Er will klare Signale für die Förderung von Geldanlagen, dass nicht nur "Gutverdiener" (in Wahrheit Reiche) ihr Geld in Aktien anlegen, sondern auch jene mit niedrigen Einkommen.
 
Was sind die Ursachen dieses Wunsches? Die an den Börsen notierten Werte brauchen offenbar mehr Kapital - und offenbar das der Leute mit niedrigen Einkommen.
 
Wozu?
 
Nun muss man wissen, dass sich bestenfalls - wenn überhaupt realwirtschaftlich darstellbar und nachhaltig vernünftig - die tatsächliche Wirtschaftsentwicklung eines börsenotierten Unternehmens in den ausgeschütteten Dividenden niederschlägt. Aber keinesfalls (mehr - wenn überhaupt jemals) ist diese aus dem Kurs der Aktie ableitbar. Dass sich dieser aus dem realwirtschaftlichen Wert eines Unternehmens ergibt, ist angesichts der Praktiken an den Börsen weltweit eine blanke Illusion. Es ist vielmehr ein sehr frei, viel zu frei gestaltbares Spiel aus Angebot und Nachfrage.
 
Aus dem aber resultieren die wahren Gewinne, die an den Börsen erzielbar sind: Durch den "Verkauf zum richtigen Zeitpunkt" und Gewinnmitnahmen daraus!
 
Der "Verkauf zum richtigen Zeitpunkt" hängt weitestgehend von zeitgerechten und richtigen Informationen ab. Und vom Verhältnis zwischen den "Erwartungen der Analysten" zu den dann tatsächlich eintretenden Tatsachen. Alles das liegt in den Händen einiger weniger - und das sind sicher nicht die kleineren und mittelgroßen Investoren im Aktienmarkt.
 
Natürlich könnte man bei vielem "Insiderhandel" schreien - oder vielleicht "Betrug". Könnte man - versuchen Sie es einmal ...!
 
Ja es geht sogar noch weiter! Durch die Zulassung von sogenannten "Leerverkäufen" (short-gehen) wird sogar erlaubt, etwas zu "verkaufen", das man zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht besitzt, sondern erst in der Zukunft - zu einem mittlerweile gefallenen Kurs - günstiger beschafft. Normalerweise würde so etwas vielleicht durchaus unter schweren gewerbsmäßigen Betrug fallen, aber an den Börsen ist es meist zugelassener Usus, um auch noch aus fallenden Aktienkursen Gewinne zu erwirtschaften. Das zu den Chancen, die Ihnen weiter oben einzuräumen sind ...!
 
Das klitzekleine Problem dabei: Diese Gewinnmitnahmen sind nur durch Umverteilung möglich! Das heißt: Es muss dabei jemanden geben, der bei diesem Handel auch verliert und daher draufzahlt.
 
Und es sieht ganz einfach stark danach aus, dass dieses dafür notwendige Potential an zu rupfendem Federvieh stark im Schwinden begriffen ist.
 
Von "wirklich verteiltem Wohlstand" kann dabei wohl weniger die Rede sein!
 
"Geld ist der Sauerstoff der Börse."
"Ein Mann kann zwischen mehreren Methoden wählen, sein Vermögen loszuwerden: Am schnellsten geht es am Roulette-Tisch, am angenehmsten mit schönen Frauen und am dümmsten an der Börse."
"Die ganze Börse hängt nur davon ab, ob es mehr Aktien gibt als Idioten – oder umgekehrt."
"Ich kann Ihnen nicht sagen, wie man schnell reich wird; ich kann Ihnen aber sagen, wie man schnell arm wird: indem man nämlich versucht, schnell reich zu werden."
"Börsengurus empfehlen oft genau die Aktien, die sie selbst zu einem günstigen Kurs loswerden wollen!"
"An der Börse ist alles möglich – auch das Gegenteil."
"Man kann auch von einem Dummkopf etwas lernen, besonders, was man nicht tun soll."
"Nicht wegen der eigenen Klugheit, sondern an der Dummheit der anderen verdient der erfolgreiche Börsianer."
"Was wäre die Börse ohne Narren?!"
"Ich empfehle meinen Lesern nicht nur, nicht an dem Treiben am Neuen Markt teilzunehmen. Nein, ich verbiete es ihnen. Alles wird mit einem fürchterlichen Krach enden."
 
(André Kostolany)