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Nach Hangbesichtigung „schockiert“ (8. – 16.2.2011)

http://sport.orf.at/stories/2040883/2040878/ 

 

Nach Hangbesichtigung „schockiert“
In Vancouver 2010 hat Jürgen Kriechbaum jenen Super-G-Kurs gesteckt, auf dem Andrea Fischbacher zu Olympiagold gefahren ist. Am Dienstag (11.00 Uhr, live in ORF eins) ist wieder der ÖSV-Trainer an der Reihe, wenn es darum geht, den Österreicherinnen den Weg zu einer Medaille im Auftaktbewerb der WM in Garmisch-Partenkirchen zu ebnen.

Fischbacher, Elisabeth Görgl, Anna Fenninger und Nicole Hosp gehen für den ÖSV ins Rennen, die eisigen Pistenverhältnisse dürften zum Kriterium werden. Als große Favoritin auf der Kandahar gilt die US-Amerikanerin Lindsey Vonn, die allerdings nach der am letzten Mittwoch erlittenen Gehirnerschütterung noch nicht ganz fit ist.

„Zu gefährlich, zu eisig, zu unsicher“
Die eisige Kandahar macht Vonn die Entscheidung, ob sie den Super-G bestreiten wird, noch schwieriger. „Zu gefährlich für die Frauen, zu eisig, zu unsicher. Ich bin schockiert, es ist unglaublich“, reagierte die 26-Jährige entsetzt. Ihr Cheftrainer Alex Hödlmoser sprach von einer klugen Entscheidung, die Vonn treffen müsse. Sie dürfe keinen Sturz riskieren, es gehe ja zum Beispiel auch noch um das Antreten in der Abfahrt.

„Das ist die eisigste Piste, auf der ich in meiner Karriere gefahren bin. Das ist wie die Streif für Frauen“, sagte die Titelverteidigerin. „Ich werde erst in letzter Sekunde entscheiden, ob ich ins Starthaus gehe. Es darf nicht gefährlich sein“, sagte Vonn am Montag nach der Hangbefahrung.

Skaardal kontert Vonn-Kritik
„Die Strecke ist sicher entsprechend hart präpariert, aber das hat natürlich auch eine gewisse Entwicklung gehabt durch die extremen Temperaturen, die wir hatten. Dieses Wort ‚gefährlich‘ wird sehr leicht und sehr schnell verwendet. Was ist gefährlich? Es gibt sehr viele unterschiedliche Definitionen. Ich denke, die Strecke hat sich heute bewährt, sie haben es ganz gut gemeistert“, antwortete FIS-Renndirektor Atle Skaardal auf die Kritik Vonns. „Keine Frage, es ist hart, aber gefährlich ist ganz etwas anderes“, meinte der Norweger.

Görgl „wieder hungriger“
Mit Fenninger als Dritter im ersten Cortina-Rennen erreichten die ÖSV-Damen im laufenden Winter erst einen Stockerlplatz, doch Görgl hatte im Vorjahr beim Weltcup-Finale und der WM-Generalprobe auf der Kandahar den zweiten Rang hinter Vonn belegt. „Ich fühle mich körperlich gut vorbereitet. Dass wir zuletzt weniger Rennen gefahren sind, ist sicher kein Nachteil, weil man dann wieder hungriger wird“, sagte die Steirerin.

Nach Garmisch ist sie gerne und mit einem guten Gefühl gereist, denn dort hat sie schon gute Resultate erreicht. Der zweite Platz vor einem Jahr stimme sie zuversichtlich, entscheidender als der Hang seien aber Kurssetzung und Pistenverhältnisse, wenn man das richtige Material habe. Und gerade die eisigen Bedingungen dürften zum Kriterium werden. „Sehr fordernd. Da muss die Abstimmung genau passen. Da wirst du richtig gut draufstehen müssen“, sagte Görgl.

„Es ist sehr eisig geworden“, meinte auch die Deutsche Maria Riesch etwas erstaunt, härtere Bedingungen kommen ihr aber entgegen. Fenninger wiederum hatte sich bei der Hangbefahrung gedacht: „Muss das sein? Skifahren tut man auf Schnee, nicht auf Eis. Das ist an der oberen Grenze, da wäre es besser, die Eislaufschuhe anzuziehen.“ Sie wisse nun aber, wie es sei, werde sich darauf einstellen und „runterhauen“.

„Eine Frage des Mutes“
Hosp gefiel die Piste bei der Hangbefahrung am Montag, auch wenn es extrem schwierig werde. „Aber genau das sollte uns liegen.“ Es sei aber definitiv die schwierigste Präparierung, die sie in einem Speed-Bewerb bisher gehabt hätten, und sicher am Limit.

„Es wird sicherlich eine Frage des Mutes werden, aber ich denke, dass Jürgen einen dementsprechenden Lauf setzen wird, dass die Gefahr sich in Grenzen hält und wir da ein schönes Rennen haben.“ Wie sie es anlegen werde? „Ohne Angst, aber mit viel Hirn. Man muss da sehr konzentriert und bedacht fahren und taktisch gut.“ Sie sei in Garmisch zum Medaillengewinnen, das sei ihr größtes Ziel.

Neuland für ÖSV-Damen
Österreichs Damen haben auf diesen Bedingungen nie trainiert, die Verhältnisse sind komplett anders als normalerweise im Weltcup. Die Witterungsverhältnisse in den vergangenen Tagen sind dafür verantwortlich.

„Die Piste ist vom Profil her nicht übermäßig schwierig, die Präparation ist unserem Geschmack entsprechend, es ist wellig und nicht so eine Autobahn. Was dazukommt, ist teilweise diese extreme Glätte, die sich durch die Sonneneinstrahlung einfach jetzt kurzfristig ergeben hat“, sagte ÖSV-Damen-Cheftrainer Herbert Mandl. Am Montag war es in Garmisch frühlingshaft warm.

Fischbacher mit „Körperspannung“
Fischbacher hat in dieser Saison zwei Ausfälle sowie einen fünften und einen sechsten Platz zu Buche stehen. Zuletzt kämpfte die Olympiasiegerin mit einem Magen-Darm-Infekt, der überstanden ist. „Ich werde in dieses Rennen wie in jenes bei Olympia gehen. Wenn du am Start bist, willst du eine Medaille erreichen.“ Ihr Rezept lautet: „Die Körperspannung halten. Es wird technisch schwierig, aber interessant.“

Trainer und Kurssetzer Kriechbaum brachte Fischbacher in Whistler Glück. Die Aufgabe ist aber keine einfache, und es gibt auch Läuferinnen aus anderen Nationen, die technisch anspruchsvolle Kurse mögen - etwa die Schweizerin Lara Gut, die ebenfalls zu den Medaillenanwärterinnen zählt.

„Es ist immer schwierig, wenn man für die Mannschaft setzt. Dann ist die Erwartungshaltung so groß, dann kann es extra in die Hose gehen. Aber er versucht, es so gut wie möglich an alle anzugleichen, und wird sicher ein paar Tricks reinhauen“, sagte Görgl zum Vor- und Nachteil eines Kurssetzers aus dem eigenen Lager.

 

Nicht dass es mich wirklich wundern würde, dass die FIS und in deren Namen ihr Sprecher Skaardal so tun, als wären Sicherheitsbedenken von Läuferinnen oder Läufern - gerade vor dem ersten Start in einem Groß-Event - einfach nur lächerlich.

Wo kämen wir denn da hin, wenn die auf einmal an der Austragungsmöglichkeit zweifeln und vielleicht nicht starten?

Ich zweifle auch - allerdings am Kurzzeitgedächtnis der Verantwortlichen, die so tun, als hätten wir nicht erst vor wenigen Tagen um das Leben von Hans Grugger gebangt. Dass er überlebt hat, hat dramatisch wenig mit der Umsicht von Funktionären im Schiverband oder den Sicherheitsüberlegungen von Veranstaltern zu tun, sondern nur mit der Gott sei Dank weit fortgeschrittenen Kunst der behandelnden Ärzte.

Ich trau mich wirklich und stelle die Kompetenz von Leuten in Frage, die offenbar mit den Namen Scheiber, Streitberger, Hirscher etc. nur sehr selektive Assoziationen verbinden. Ach ja, das sind ja alles nur Fahrfehler gewesen - Fahrfehler, wie der, der damals Ulrike Maier das Leben gekostet hat, in Garmisch, auf der Kandahar-Strecke. Schon vergessen? Ein Fahrfehler - und natürlich nicht ein unzureichend abgesicherter Teil der Zwischenzeit-Nehmung.

Daniel Albrecht? Hat es da jemals etwas gegeben? Scott Macartney? Wer ist das? Fahrfehler - oder? Sicher nicht ein zusätzlich spektakulär gemachter Zielsprung bei über 140 km/h nach 2 Minuten auf der schwersten Abfahrtsstrecke der Welt! Silvano Beltrametti? Den kennt doch keiner mehr!

Also, zumindest, wenn man den Verantwortlichen zuhört!

Warum verzichtet man nicht bei der Formel 1 auf die Sturzräume neben der Strecke oder die sündteuren Carbon-Monocoques? Selber schuld, wenns einen rausfetzt, oder? Ein Fahrfehler halt!

Und wenn mal etwas passiert, was die Partystimmung stören könnte, dann überlegt man eine Nachrichtensperre. So einfach sind die Dinge zu lösen! Wenn es nicht die eigene Gesundheit und das eigene Leben ist, was man da riskiert.

Was machen die Medien? Die sind natürlich bemüht, das Ihrige beizutragen. Das Ihrige wozu? Ist es Anteilnahme, wenn über den Grugger-Horror berichtet wird? Oder der Griff nach Einschaltquoten? Ist man bemüht, den Betroffenen ihre Probleme lösen zu helfen? Mir fällt nur auf, dass Rainer Pariasek - rein zufällig natürlich - bei seiner heutigen Anmoderation des WM Damen-Super G darauf "vergessen" hat, dass es Sicherheitsbedenken von Lindsey Vonn sind, die sie vom heutigen Start eventuell zurückschrecken lassen - und nicht die überstandene Gehirnerschütterung (siehe Videobeilage).

Schade, zu schade, dass sich FIS-Verantwortliche, Hersteller und Veranstalter fast mit 100prozentiger Sicherheit darauf verlassen können, dass einzelne Rennläufer sich Vorteile versprechen, wenn der eine oder andere Konkurrent "eine Brezn reisst" - in der natürlich völlig abstusen Spekulation darauf, man würde es schon nicht selber sein. Und tragisch, dass die verantwortlichen, wenn auch verantwortungslosen Funktionäre mit einiger Berechtigung darauf spekulieren dürfen, die meist nicht schlecht bezahlten Gladiatoren der Neuzeit würden eh meist aus Angst vor persönlichen Konsequenzen "die Goschn halten" und nicht aufmucken.

Vor den Vorhang mit denen, die sich verantwortungsvoll und vorausschauend zu handeln getrauen - wie etwa Lindsey Vonn!

Denn das, was da momentan abrennt ist nicht Spitzensport, sondern ... nein, ich sag es nicht. Mag sich jeder selber sein Bild über eine Sportart machen, bei der - unter den "wachen Augen der Verantwortlichen" - nicht jene zu Titelehren kommen, die die Besten sind, sondern die, die gerade zufällig nicht im Krankenhaus sind oder am Ende gar mit dem Tod ringen.

(8.2.2011)

 

ix passiert? Na ja, fast. Ein mehrfacher Daumenbruch bei den Damen, eine schon vor dem Rennen verletzt mit dem Helikopter abtransportierte Physiotherapeutin  - und dass sie eine den Hang hinunterrutschende gestürzte Läuferin auf dem Eis fangen mussten, wie eine Trapez-Artistin. Aber sonst? Ja eigentlich nix los!

Und bei den Herren? Meine Güte, ein paar, die es ins Netz geknallt hat - weil die darin hängen geblieben sind. Und ein paar Stürze im Zielraum. Sonst nix!

Aber ich habe noch sehr gut die Diskussion unserer Fernsehkommentatoren im Ohr, als Armin Assinger meinte, man habe ja schon diskutiert, dass die Ziellinie weiter nach oben verlegt werden müsse, um den Zielraum länger zu machen. Und? Was hat "man" ("man" - das Mittelstück von "nie-man-d") getan?

Mit etwas Pech wäre der in die Zielabsperrung gekrachte Svindal heute nicht der neue Weltmeister in der Super-Kombination, sondern der nächste schwerst-verletzte Spitzensportler gewesen.

Bei der Abfahrt der Damen hätten 2/3 des Podiums nicht aufs Podest, sondern ins Krankenbett gehört (Vonn, Riesch). Aber den Hobbysportlern will man andererseits ihre Verantwortung für andere und sich selbst einimpfen? Auf diese Weise?

(15.2.2011)

 

Und jetzt auch Benni Raich. Natürlich nur ein Fahrfehler - sicher nicht das zu aggressive Material, aber sicher nicht!

Oder vielleicht doch ein wenig??? Oder gar ein wenig mehr?

So geht es einfach nicht mehr!

(16.2.2011)

G.K.