https://orf.at/v2/stories/2262749
Zitat: Nur einen Tag nach der Parlamentswahl in Griechenland gibt es einen neuen Regierungschef: SYRIZA-Chef Alexis Tsipras wurde am Montag als neuer Ministerpräsident angelobt. Er ist der erste Linkspolitiker an der Spitze einer EU-Regierung.
Erst einmal: Ein wichtiger Schritt, dass einer impertinenten Erpressungspolitik der EU-Granden zum eigenen Wohle bzw. zum Wohle der dahinter stehenden Finanzlobbys und einer entweder verlogenen oder vertrottelten Euro-Rausschmiss-Ansage ein klares Bevölkerungsvotum entgegengestellt worden ist. Gratulation, liebe Griechen!
Und wichtig auch für uns! Denn Griechenland dürfte hier eine Art Versuchsballon in Europa sein, was man der breiten Bevölkerung diesbezüglich an Impertinenz zumuten kann. Was dort geht, kann man auch anderswo mal auf Schiene bringen. Oder eben nicht!
Warum Erpressungspolitik? Weil die Griechen gezwungen wurden - und auch weiter gezwungen werden sollten, die griechischen Assets zum Schleuderpreis zu verscherbeln. Wer profitiert davon? Na, die Käufer, würde ich meinen. Wer sind die? Und wo sitzen sie? Und wen beauftragen die - politisch zum Beispiel? Und wie soll ein Land seine Schulden zurückzahlen, wenn die wertvollsten Bestandteile des Landes nicht mehr genutzt werden können - und auch keine adäquaten Preise in die Kassen gespült worden sind, weil eben Notverkauf? Die Aussackelung einer ganzen Volkswirtschaft zu Gunsten ein paar ganz weniger Nutznießer - DAS ist die Griechenlandpolitik Europas (bisher - gewesen)! Und wenn es heißt Schuldenschnitt: Wohin ging denn das Geld daraus (oder geht es weiter)? Nach Griechenland? Aber mitnichten! An die Gläubiger. SIE haben wir dann mit unserem EU-Steuergeld finanziert, nicht die Griechen. Deutsche U-Boot-Lieferungen zum Beispiel ...!
Und wieso verlogenen oder vertrottelten Euro-Rausschmiss-Ansage? Weil mir noch keiner hat erklären könne, woher z.B. die Gold- und Devisenreserven für die Unterlegung dieser neuen Währung kommen sollen. Denn Griechenland hat ja keine mehr. Die liegen bei der EZB in Frankfurt zur Deckung der gemeinsamen Währung Euro. Und gerade in Zeiten, in denen man sagt "Dieses Land können wir uns im Euro nicht mehr leisten" würde jedes Gramm Gold und jedes Deviserl (wenn überhaupt noch vorhanden) dringendst gebraucht werden, um diesen Euro über Wasser zu halten. Woher also sollen diese Werte kommen? Und schlimmer noch: So eine Währungs-Rückumstellung braucht Zeit - zum Beispiel für das Drucken und Prägen des Bargelds, zum Beispiel für den technischen Umstieg der Systeme. Ja nicht nur in Griechenland: Ganz Europa, nein, die ganze Welt wäre dadurch betroffen! Nicht umsonst hat es zwischen dem Euro-Beschluss und der Euro-Bargeldeinführung samt Auslaufen der Altwährungen als Zahlungsmittel über drei Jahre an Vorbereitungszeit gebraucht. Und was ist in der Zeit? Auf den Finanzmärkten wäre die Hölle los - weil dann klar wäre, dass der Euro / die EU kein regional ausgleichender Schutzschild mehr ist. Es gäbe dann in Wahrheit punkto Vertrauen keinen gemeinsamen Euro mehr - gewissermaßen auch keine Europäische UNION (sic.). Wer ist der nächste? Spanien? Italien? Portugal? Irland? Die neuen Beitrittsländer, die gerade erst aufgenommen werden sollen? Und wie unterscheidet man dann zwischen "Italien-Euro" und "Deutschland-Euro", ehe der nächst rausgeschmissen wird? Richtig, gar nicht! Der Euro wäre nicht das Papier wert, auf dem ein 500er gedruckt wird. Was heißt! Nicht einmal die Banderole um ein ganzes Bündel. Also, vergesst es, liebe Leute - oder habt Antworten!
Ergo: Gut, dieser Politik eine klare Absage zu erteilen!
Aber: Das entbindet die neuen Verantwortlichen nicht davon, klare Vorstellungen und Konzepte zu haben, wie es mit der Volkswirtschaft Griechenland weitergehen soll. Wenn auch die Lage zugegeben überaus prekär ist: Ein "Nein" ist dafür als Vorgehensplan ganz klar zuwenig.
Und dann dieses Bündnis der Linken mit den Rechtspopulisten - was soll man davon halten? Nun ja, hat ein Kenner der Realpolitik wirklich so sehr anderes erwartet? Und die entscheidende Frage ist weniger der Bündnispartner, sondern was daraufhin von den Ansagen und Wahlversprechen übrig bleibt. Wenn alles, dann ist es eigentlich egal, mit wem man koaliert - denn dann würden ja die Rechtspopulisten auf einmal eine "linke" Politik machen müssen (wobei es für mich in der Politik grundsätzlich kein "links" oder "rechts" gibt, sondern nur "richtig/zielführend/zweckentsprechend" und das Gegenteil davon). Wenn sie aber diese Versprechen nicht halten, sondern ganz etwas anderes tun (käme mir irgendwie bekannt vor), dann ist es ganz egal, mit wem man koaliert. Dann ist es - wieder einmal - gelaufen. Next?
Siehe meinen Kommentar zu Griechenland, falsche und richtige Wege im Bürgerforum Jänner 2012 - auch schon wieder ein Zeiterl her. Und? Was ist heute dazu zu sagen???
G.K., 27.1.2015
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