https://orf.at/v2/stories/2340492
Zitat: Die jüngste Hochrechnung von ORF/SORA weist einen exakten Gleichstand zwischen Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer auf. Die Schwankungsbreite beträgt inzwischen nur noch 1,2 Prozent.
Es ist noch nicht klar, wie es wirklich ausgeht - ABER:
Ganz egal, wer das gewinnt, ist er nicht der GEWINNER - weil einerseits knapp 50% in einem Land nicht bloß nicht für einen, sondern wirklich so richtig gegen einen sind - und andererseits ernsthaft Probleme haben. Beides ist nicht neu. Nur ist das eine erst jetzt so wirklich klar und zählbar zu Tage getreten und das andere von der Politik entweder sträflich ignoriert oder bloß brilliant ausgenützt worden. Meine Prognose: Ganz egal, wer das jetzt gewinnt, es wird sich an dem allen nichts ändern. Weil sich Sieger wie Sieger verhalten, nicht wie knapp doch nicht Verlierer. Schon die ersten Reden nach der Wahl deuten darauf hin, dass die Verantwortlichen immer noch nichts gelernt und nichts begriffen haben. Dass sie eben NICHT unfehlbar gut und sowieso und überhaupt sind, sondern bloß nur trotz ihrer Irrsinns-Actions und hirnrissiger Fehl-Annahmen "arsch-knapp" Riesen-Glück gehabt haben.
Ich nehme an, dass es - wenn z.B. Van der Bellen knapp gewinnt - zu einer Wahlanfechtung kommt und um jede Stimme gestritten werden wird. Und - egal wie dann Kommission, Gericht oder was auch immer entscheiden wird - die Dolchstoßlegende dann fröhliche Urständ feiert. Was unserem Land durch die von Links und Rechts zusätzlich hochgepushte Lagerspaltung weiterhin nur schaden kann.
Und wie sträflich die "Großen" mit dem allen umgehen, das zeigt der Umstand, dass die heute amtierenden Herrschaften von SPÖ und ÖVP glauben, das alles ginge sie gar nichts an und sie bräuchten nicht einmal zu offiziellen Debatten darüber zu erscheinen*) - bloß weil sie keinen eigenen Kandidaten stellen. Das zeigt, was für ein Geist da dahinter steht. Da geht es nicht um Österreich. Da geht es bloß um Macht und Posten.
*) Anm.: Obwohl das ja ganz im Sinn der Fernsehzuseher war, denn einem Fischler, Steger, Blecha und einer Langthaler zuzuhören war im Vergleich zur bislang letzten Beißerei zwischen den heutigen Klubobleuten richtiggehend wohltuend.
Apropos Posten! Das einzige, was z.B. den Stronachianern einfällt, ist die FPÖ rechts überholen zu wollen und eine so was von schier aufgedrängte Koalition FPÖ/ÖVP mit Stronach-Duldung plus Unabhängige anzudeuten. DAS ist es, worum es in der Politik geht. Und wozu die Wähler bloß als temporär benötigtes Mittel zum Zweck herhalten müssen. Demokratiepolitisch ist das geradezu entsetzlich.
Und was ein Heinz-Christian Strache an Politik für die Österreicherinnen und Österreicher wirklich bereit hätte, das hat sich schon im ersten TV-Interview deutlich gezeigt: Weil mehr als eine tragische Opferrolle / Verschwörungstheorie fällt ihm immer noch nicht ein. Und Vilimsky wenig später ebenso: Alle waren für Van der Bellen - Establishment, EU-Bürokratie etc. etc.! Und trotzdem hat die FPÖ allein gegen alle 50 Prozent geschafft, bla bla bla. Das ist viel zuwenig, um wirklich einen Führungsanspruch stellen zu dürfen.
Es ist vielmehr ein klares Zeichen für die übrigen Politiker: Nicht die Wege der FPÖ zu gehen - denn in Wahrheit sind das keine. Aber es wäre endlich angeraten, wirklich die Probleme der Menschen zu lösen, statt bloß finanziell potenten Lobbys "einen Gefallen zu tun".
Was sich auch mit einem Norbert Hofer in der Hofburg wahrscheinlich nicht ändern würde - sondern möglicherweise bloß farblich anders zusammenzusetzen.
Nein, ein Prozentsatz von +/- 50% Hofer-Wählern hat gar nichts damit zu tun, dass Österreich jetzt aus +/- 50% Rechtspopulisten oder gar Nazis besteht. Der "harte Kern" dort wird weiterhin 10 - 15 Prozent betragen (was für mich 10 - 15% zuviel bedeutet - ebenso wie für mich jeder Prozentpunkt Linksextremismus einer zuviel ist).
Hofer vs. Van der Bellen - mit noch dazu diesem (nicht wirklich überraschenden) Ergebnis - ist die perfekt polarisierte Simplifizierung einer höchst komplexen Gesamtthematik. Da spielt so vieles an Einzelpunkten, Zorn, Überzeugungen, vor allem Ängsten, aber natürlich auch aufgestautem Hass mit hinein. Die Flüchtlingsfrage ganz voran, aber auch die Haltung zu TTIP, zur Europäischen Union, etc. etc. - wobei z.B. schon zu letzterem die Einstellung weiter zu zerlegen wäre: Ist man prinzipiell gegen eine Europäische Union - oder gegen eine EU, so wie sie heute (nicht) für die Menschen und zur Problemlösung funktioniert? Auf das gibt es keine einfache, zusammenfassende Antwort. Nicht in einer Bundespräsidenten-Stichwahl mit bloß den Möglichkeiten, den einen, den anderen oder gar nicht (gültig) zu wählen. Aber Antworten zu den Fragen und Lösungen zu den Problemen sind endlich notwendig, nicht nur in Worten sondern auch in Taten. Dann sieht dieses Land auch wieder völlig anders aus. Nicht nur dieses Land!
Das Ergebnis dieser Wahl bedeutet, dass ein großer Teil unserer Bevölkerung wirklich ernsthafte Sorgen hat und sich von der heute amtierenden Politik nicht ernst oder überhaupt wahrgenommen fühlt. Das hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht geändert. Nur dass der Prozentsatz auch in einem vermeintlich immer noch reichen Land wie Österreich bedenklich hoch geworden ist. Viel zu hoch, viel zu bedenklich. Wer das jetzt immer noch verschläft, ist unverantwortlich weit jenseits des Grates unterwegs.
Aber scheinbar tun das unsere "Amtierenden" immer noch - vielleicht aus der falschen Sicherheit heraus, jetzt sowieso (bis irgendwann) noch einigermaßen Ruhe zu haben. Vor allem wenn es der Sascha viribus unitis eh noch packt. Siehe das heutige Verhalten der Großparteien!
Wir brauchen neue, sachlich richtige Wege. Aber vorher lautet die Herausforderung:
NEUE LEUTE BRAUCHT DAS LAND, ...
... denn die "alten" haben es immer noch nicht begriffen!
G.K., 22.5.2016
Ergänzung (G.K., 23.5.2016):
Wie erwartet Van der Bellen - und wie erwartet nur sehr knapp Van der Bellen.
Und wie erwartet steigt schon jetzt die Häme auf der einen und die Aggression auf der anderen Seite weiter.
Also genau das, was dieses Land und unsere Gesellschaft für eine gedeihliche Zukunft ganz genau GAR nicht brauchen kann.
Mehr denn je liegt deshalb die Verantwortung beim Sieger, sehr demutsvoll, sehr umsichtig und nachhaltig mit dem Ergebnis umzugehen.
Und mehr denn je liegt es bei den jetzt Regierenden, Probleme umsichtig und mit Weitblick zu lösen, statt noch einmal schnell einen Last Minute-Ausverkauf der amtierenden Politik in die Wege zu leiten.
Meine Erwartungshaltung ist mehr als überschaubar und die Lage ist brisanter als je zuvor.
Aber gerade da lasse ich mich gerne positiv überraschen.
Ergänzung (G.K., 2.7.2016):
Wir "dürfen" also noch einmal wählen. Zum Teil gut, zum Teil gar nicht gut!
Warum gut?
Weil wir erstens sonst die FPÖ-Dolchstoßlegende, dass man die Blauen um den Bundespräsidenten betrogen hätte etc. etc. blablabla nie wieder los geworden wären. Und weil dann noch eher zwar nicht ein Bundespräsident Hofer, aber ein Bundeskanzler Strache geheißen hätte.
Und weil es zweitens noch irgendwie ein kleines aufkeimendes Zeichen in dieser ...-Republik (nicht Bananen-..., weil ich so herrliche Früchte nie beleidigen würde) ist, dass nicht ALLES geht und ALLES eh egal ist und ALLES eh irgendwie irgendwo hingebogen wird. Das gibt ein kleines Fünkchen an Hoffnung.
Und: Nein, mit der FPÖ als Wahlanfechter hat das Fünkchen überhaupt nichts zu tun. Weil die sind bei dem "eh egal" mit am Tisch gesessen und haben brav mitgemacht, mit-unterschrieben, etc. etc. - wie eh eigentlich immer, wenn sie was zu sagen hatten. Denn da geht es für dieses politische Couleur auch nur um Macht, viel Kohle, Publicity und ein möglichst bequemes Leben möglichst weit weg vom Unbill der davon betroffenen Bürger. Falls sich wer z.B. Gedanken über dieses oder jenes Verprechen der "Guten"/nicht gewählten FPÖ'ler macht, dann möge dieser jener sich bloß die bisherigen Versprechen punkto Halbwertszeit ansehen - zu den mit gut dotierten Geldbörsen, aber nicht mit gut bemessenen Aufgabenbereichen versehenen Wiener Spitzenfunktionären Gudenus (nicht amtsführender Stadtrat und Vizebürgermeister) und Stenzel (nicht amtsführende Stadträtin) zum Beispiel. Vorher zu Recht als ungehörig kritisiert ... und heute??? Oder man nehme nur die Kurzlebigkeit der Versprechen der national-populistischen Brexit-Befürworter in Großbritannien. Es ging den Spitzen-Agitatoren offensichtlich um eigene politische Macht - und sonst anscheinend um nicht sehr viel mehr!
Warum gar nicht gut?
Weil es erstens wieder eine Menge Steuergeld kostet, klar!
Weil zweitens die in so kurzer Zeit neuerlich zur Urne gebetenen Bürger wohl wenig Bock drauf haben - und die, die keinen Bock drauf haben, eher aus dem Van der Bellen-Lager kommen könnten, als aus dem Hofer-Lager. Was bei so einem arschknappen Erst-Resultat (Copyright: der vor kurzem doch nicht gewählte Bundespräsident) beim neuerlichen Wahlgang einige Veränderungen erwarten lässt.
Weil sich drittens manch saudumme grüne Häme und Überheblichkeit nach dem arschknappen Nicht-Resultat nun bitter rächen könnte.
Und weil sich viertens in den nächsten Monaten noch deutlicher herauskristallisieren wird, ob ein Christian Kern wirklich berechtigt Hoffnungsträger für die linke politische Reichshälfte ist.
Wenn nicht, schaut es wohl recht duster aus.
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